Zum Fest der Hl. Norbert am 06. Juni

Hl. Norbert, Sakristeitür Kapelle Illerbachen

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Heute feiern wir das Hochfest des Heiligen Norbert. Dargestellt wird der Hl. Norbert meistens als Erzbischof mit Pallium, Mitra und doppeltem Kreuzstab, typisch für ihn ist, dass er die Monstranz in der Hand hält. So zeigt ihn auch die herrliche Goldschmiedearbeit an unserer Berkheimer Monstranz.

Der hl. Norbert war von 1126-1134 Erzbischof von Magdeburg, nachdem er 1121, also vor gut 900 Jahren, in Prémontré in Frankreich den Orden der Prämonstratenser gegründet hatte. Norbert war ein Mann des Wortes und der Verkündigung, ein leidenschaftlicher Wanderprediger, der immer ganz nah bei den Menschen „dran“ war. Er war ein kommunikativer, offener, friedensstiftender Gottesmann, ganz im Dienst des Herrn, ganz Vertreter der Kirche. Norbert hatte drei Anliegen in seinen Predigten: Umkehr und Bekehrung, Frieden und Eintracht, Leben aus dem Glauben und aus dem Wort Gottes. Seine Friedfertigkeit wird durch den Olivenzweig, den er in der Hand hält, symbolisiert, ebenfalls sehr schön an unserer Monstranz zu sehen.

Zunächst einmal war der Hl. Norbert ganz Kind seiner Zeit. Er war aus dem Adel, liebte das angenehme Leben, kam als junger Mann ins St. Viktor-Stift nach Xanten, einer Art Versorgungsinstitut. Auf einem Ritt stürzt Norbert vom Pferd, vom hohen Ross, und kehrt auf der Stelle um. Diese äußere Umkehr wird zum Ausdruck einer inneren Bekehrung. Von Gott angerührt, nach einer Zeit des Rückzugs vom mehr weltlichen Leben, beschließt er, sein Leben zu ändern und in die konsequente Nachfolge Christi einzutreten. Er gibt alles auf, seine Pfründe, seinen Besitz. Jetzt beginnt seine unermüdliche Wanderpredigttätigkeit. Er zieht völlig mittellos und arm, predigend, verkündigend durch halb Europa. Immer radikaler gibt er alle materiellen Sicherheiten auf, sucht die Anerkennung seiner Predigtmission durch den Papst und wird schließlich durch kirchliche, ihm gut gesinnte Kreise zu einer Ordensgründung veranlasst. Im einsamen und verlassenen Tal von Prémontré in Nordfrankreich gründet er mit seinen ersten Gefährten ein neues Reformzentrum, aus der sich dann der Prämonstratenser-Orden entwickelte. Norbert beginnt bei seiner Kirchenreform zuerst bei sich selbst. Er verändert zuerst sein Leben, beginnt ganz radikal die Nachfolge Jesu, lebt das Wort Gottes wortwörtlich. Was er anderen predigt, das lebte er selbst, was er anderen vorhielt, danach strebte er selbst, wozu er andere aufrief, in Frieden mit Gott und mit den Menschen zu leben, das wurde zu seiner Lebenseinstellung.

Norbert sprach alle an und nahm auch alle auf in sein Reformzentrum, Frauen und Männer, Laien und Priester, einfache Leute und große Führungspersönlichkeiten.

Dargestellt wird er – wie gesagt – immer mit der Monstranz. Er wird zum „eucharistischen Heiligen“, der uns den eucharistisch präsenten Herrn in der Monstranz entgegenhält, vorzeigt, ja demonstriert; der hl. Norbert, ein – so könnte man sagen: „Demonstratenser“! Sein Leben wird zu einer Demonstration, die uns zeigen will, was wesentlich ist. Wir sollen Christus nachfolgen und den Menschen Christus zeigen, Christus bringen, Christus nahe bringen.

Liebe Mitchristen. Das ist es, was wir, ich als Prämonstratenser, und Ihr und Sie als christliche Pfarrgemeinde vom Hl. Norbert lernen können. Der Hl. Norbert zeigt den in der Eucharistie präsenten Herrn und verweist auf ihn, mit seinem Wort, vor allem aber mit seinem Leben. In Christus sah er seine Leitfigur. „Jesus zum alleinigen Führer haben“ wurde zu seinem tragenden Lebensmotto.

Wenn wir so leben, wie Norbert gelebt hat, bekommt auch unsere Existenz eine starke christologische Ausrichtung, eine ganz auf den Herrn gerichtete Zentrierung. Das heißt dann einerseits, die Gegenwart Jesu Christi in der Liturgie zu feiern und andererseits diesen Jesus Christus zu den Menschen zu tragen, zu bezeugen – Zeugen von der Auferstehung Jesu zu sein. Gerade unser weißer Ordenshabit wurde in der Ordenstradition immer als Anspielung auf den weißgekleideten Engel am Grab gedeutet, „dessen Gestalt leuchtete wie der Blitz und dessen Gewand weiß war wie Schnee“ und der zu den Frauen sagte: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden!“

Dieses ‚Demonstrative’ und ‚Zeugnishafte’ wurde für die Prämonstratenser grundlegend, längst bevor das Konzil den Zeugnischarakter jedes Ordenslebens und die Zeichenfunktion der gottgeweihten Hingabe, eigens herausgehoben hat.

Dieses „Demonstrative“ und „Zeugnishafte“ gehört aber zu jedem Christlichen Leben. Es geht darum, Christus als Mitte zu haben, auf ihn ausgerichtet zu leben, ihn zu den Menschen zu tragen.
Möge uns der Hl. Norbert ein Fürsprecher sein, dass wir alle in unserem Leben durch Wort und Tat Christus als den Auferstandenen bezeugen. Amen.

Pater Johannes-Baptist Schmid