Kirchengemeinde St. Verena, Rot an der Rot

Mit 1867 Katholiken (Stand 2019) ist die Kirchengemeinde St. Verena die zahlenmäßig größte Gemeinde der Seelsorgeeinheit.

Geschichte
Das Prämonstratenserkloster Rot an der Rot geht auf Norbert von Xanten zurück, der im Jahr 1126 Chorherren aus dem Stammkloster Premontré bei Laon in Nordfrankreich nach Rot an der Rot berief. Nach der Überlieferung stiftete Hemma von Wiltenberg aus Graubünden ihr hiesiges Erbgut zur Gründung des Klosters. Durch den hl. Norbert, den Gründer des neuen Ordens, wurde am Zusammenfluss der beiden kleinen Flüsse Haslach und Rot die erste Niederlassung dieses Ordens in Süddeutschland errichtet. Im Kloster Mönchsroth, wie das Kloster nach der Überlieferung genannt wurde, erblühte rasch das geistliche Leben dieses Seelsorgeordens. Die Zugänge nahmen stark zu, sodass schon bald neue Tochterklöster besiedelt werden konnten: 1137 Stift Wilten bei Innsbruck; 1145 Weissenau bei Ravensburg; 1147 Steingaden; 1152 Kaiserslautern; 1171 Obermarchtal.
Parallel zum Männerkloster entstand auch ein Kloster der Prämonstratenser-Chorfrauen. Es wurde etwa einen Kilometer entfernt im Tal der Haslach erbaut, dort wo sich jetzt die Bruderschaftkirche St. Johann erhebt. Das Frauenkloster löste sich Ende des 14. Jahrhundert auf.

Das Kloster hatte durch die Jahrhunderte hindurch eine wechselvolle Geschichte. Vor allem nach dem 30-jährigen Krieg und in der Barockepoche erlebte die Abtei unter den Äbten Martin Ertle (1672-1711), Hermann Vogler (1711-1739), Ignaz Vetter (1739-1755), Ambros Guggenmoos (1755-1758), Benedikt Stadelhofer (1758-1760), Mauritius Moritz (1760-1782), Willebold Held (1782-1789) und Nikolaus Betscher (1789-1803) glanzvolle Zeiten. Letzterer Prälat ging vor allem auch als Komponist in die Annalen ein. In die Barockzeit fiel auch der Neubau der Wallfahrtskirche in Maria Steinbach, die bis zur Säkularisation zum Kloster Rot gehörte.

1803 wurde das Kloster säkularisiert. Die Gebäude und Besitztümer gingen an den Grafen von Wartenberg, später „Graf von Erbach-Erbach“ und „Graf von Wartenberg-Rot“. 1840 wurden der Bibliotheks- und Krankenflügel sowie Teile des Kreuzgangs und des Kapitelsaals abgerissen. 1949 versuchte die Abtei Windberg in Niederbayern, das altehrwürdige Gemäuer wieder mit prämonstratensischem Leben zu füllen. Aufgrund mehrerer Umstände und nicht zuletzt wegen der Baufälligkeit der Gebäude verließen die Patres 1959 Rot und errichteten in Duisburg die Abtei Hamborn. Der in dieser Zeit gegründete Konvent der Norbertusschwestern wirkte bis 2007 in Rot. Die Klosteranlage wurde von der Diözese Rottenburg-Stuttgart erworben, die seit 1960 in Rot das Jugendhaus St. Norbert betreibt. Auf Wunsch von Bischof Dr. Gebhard Fürst wirkt seit 2019 wieder ein Prämonstratenser in der Seelsorge der Seelsorgeeinheit Rot-Iller:  P. Johannes-Baptist Schmid O.Praem. vom Kloster Roggenburg ist seither leitender Pfarrer.

Die Pfarrkirche St. Verena

Die Pfarrkirche St. Verena ist eine ehemalige Klosterkirche (frühklassizistische Wandpfeilerkirche). Die Bauzeit erstreckte ich auf 8 Jahre, von 1777 – 1785. Abt Mauritius Moritz (1760 – 1782) begann 1777, die neue Kirche nach eigenen Entwürfen auf Fundamenten der barocken Vorgängerkirche aufzubauen. Abt Willibold Held (1782 – 1789) vollendete den Bau und die künstlerische Ausgestaltung.

Die Kirche ist ein interessantes Zeugnis der Übergangszeit vom Barock zum Klassizismus. Der Einfluss der Aufklärung auf die Theologie ist in der künstlerischen Ausgestaltung des sakralen Raumes sichtbar.

Besonders schön sind die vier Deckenfresken in Kuppel und Schiff von Januarius Zick, welche die Austreibung aus dem Tempel, den 12-jährigen Jesus im Tempel, das Abendmahl sowie die Aufnahme Mariens in den Himmel darstellen.  Die Fresken sind Zeugnis vollendeter Flächenarchitektur und leuchtend gebliebener Farben.
Die Stuckausschmückungen und Stuckmarmoraltäre wurden von Franz Xaver Feuchtmayer II erstellt.
Die Altäre zeigen eine hoheitsvolle Wirkung, besonders der heilsgeschichtlich gestaltete Hochaltar. In der Mitte des Hochaltares findet sich ein Gemälde von Johann Geiß aus dem Jahr 1694, das das Weihnachtsgeschehen zeigt. Links und rechts davon die für den Prämonstratenserorden wichtigen Heiligen Augustinus und Norbert.

Aus der frühbarocken Vorgängerkirche stammt das prächtige Chorgestühl von Andreas Etschmann. Es zeigt in der hinteren Reihe die verschiedenen Ordensgründer.
Die Sakristei, die beim Abbruch der barocken Vorgängerkirche erhalten blieb, zeigt schwere hochbarocke Stuckarbeiten an der Tonnendecke und hervorragende Schnitzarbeiten von Andreas Etschmann an den Sakristeischränken.

 

Die Klosterkirche besitzt ein historisches Geläut, das sieben Glocken umfasst.

Im Verenaturm (Nordseite) befindet sich die 1701 von Andreas Aporta aus Feldkirch gegossene Verenaglocke. Sie wiegt 90 Zentner und hat eine Mundweite von 1,85 m.

Auf dem Norbertusturm (Südseite) hängen die Angelusglocke von 1681 und die Dreifaltigkeitsglocke von 1681. Beide wurden von Otto Sartorius von Kempten und Melchior Maurer von Biberach gegossen.

Auch die Wetterglocke stammt aus dem Jahr 1681. Sie war ein Geschenk des Abtes von Marchtal. Die Feuerglocke mit einer Mundweite von 45 cm und einem Gewicht von 1,5 Zentnern wurde 1740 gegossen, ebenso die Scheidungsglocke. Ihr Gießer war Johann Melchior Ernst von Memmingen. Schließlich läutet dort noch die Vater-unser-Glocke aus dem Jahr 1758 mit einer Mundweite von 50 cm und einem Gewicht von 1,5 Zentnern.

Wenn man die ehemalige Kloster- und heutige Pfarrkirche von Süden her betritt, dann fällt gleich im Eingangsbereich ein Glasschrein mit einem stehenden Heiligen auf. Es handelt sich um das Grabmal des Seligen Wilhelm Eiselin, der im 16. Jahrhundert als Prämonstratenser im Kloster Rot lebte und 24-jährig 1588 starb. Schon kurz nach seinem Tod begann im Orden seine Verehrung, worauf er 1593 seliggesprochen wurde.

Eindrücke aus unserer Pfarrkirche St. Verena

 

 

Holzhey - Orgel

Johann Nepomuk Holzhey (1741-1809), Orgelbauer in Ottobeuren, schuf zwischen 1787 und 1793 die beiden Orgeln der Klosterkirche. Holzheys Orgeln sind geprägt vom traditionellen süddeutschen Stil mit starkem französischem Einfluss. Die 2-manualige Chororgel mit ursprünglich freistehendem Spieltisch wurde im 19. und 20. Jahrhundert grundlegend verkleinert und umgebaut. Der Orgelprospekt der 3-manualigen Hauptorgel auf der Empore ist meisterhaft in die frühklassizistische Architektur eingepasst.
Trotz mehrmaliger Überarbeitung blieb sie in ihrer Grundstruktur unangetastet. Bei der Restaurierung 1989 konnte ein reicher Bestand an originalem Pfeifenwerk erhalten werden. Windladen, Traktur, der reich mit Intarsien geschmückte Spieltisch und Teile der Balganlage sind weitgehend ursprünglich.

Pfarrkirche St. Verena

Klosterhof
88430 Rot an der Rot

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