Tannheimer Fest am Sonntag, 10. Juli

Deckenfresko in St. Martin, Tannheim

Zur Geschichte des Tannheimer Festes/der Gelöbinsprozession:

Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges fanden ab Herbst 1944 allabendliche Bittgänge zur Grotte statt, um für ein baldiges Kriegsende sowie um Verschonung des Heimatortes zu beten. Als gegen Kriegsende Tannheim, wegen der Nähe zu Memmingen, seines Bahnhofes und des Illerwerkes II Tannheim, immer mehr durch Luftangriffe gefährdet war, befahl Pfarrer Hugo Farny (1934–1961) das Dorf dem Schutz Mariens an und gelobte, bei Verschonung alljährlich eine Prozession zur Lourdesgrotte abzuhalten. Da Tannheim vom Krieg weitestgehend verschont wurde, wird seither das Skapulierfest im Juli als Tannheimer Fest abgehalten um das Gelöbnis zu erfüllen. (Quelle: Wikipedia)

Predigt von Pater Johannes zum Tannheimer Fest/Sakulierfest 2022

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Tannheimer!

Im Zitat des Wikipedia-Artikels hat es geheißen, dass das Tannheimer Fest - im Zusammenhang mit dem Versprechen von Pfarrer Farny - seither immer am Skapulierbruderschaftsfest gefeiert wird. Am kommenden 16. Juli begeht die Kirche dieses Fest. Der richtige Namen dieses Festes ist „Gedenktag unserer lieben Frau vom Berge Karmel“.

Der Überlieferung nach soll Maria am 16. Juli im Jahr 1251 dem damaligen Ordensgeneral Simon Stock ein Skapulier übergeben haben, mit einer besonderen Verheißung für alle, die ein solches Skapulier tragen werden. Hier in Tannheim ist diese Skapulierübergabe an der Decke auf dem Fresko bildlich dargestellt. Das Bild erinnert daran, dass es in Tannheim schon sehr früh eine Erzbruderschaft zum Heiligen Skapulier gab, die 1632 dann erneuert wurde.

Was ist der Sinn dieses Skapuliers und der Sinn des Skapulierfestes?

Zunächst ist das Skapulier ein Stoffteil, der lateinische Begriff „scapularium“ präzisiert es, denn das heißt übersetzt Schulterkleid. Das Skapulier also als eine Art Kleidungsstück, das man über die Schultern legt.

Historisch betrachtet war das nichts anderes als eine Schürze. Und im Wort Schürze steckt ja das Wort Schutz. Die Benediktiner, die durch das Kloster Ochsenhausen Tannheim bis zur Säkularisation im Jahr 1803 geprägt haben, haben das Skapulier an ihrem Ordenskleid. Und auch wir Prämonstratenser tragen das Skapulier am Habit, es ist diese Stoffbahn, die über den Kopf gezogen wird und dann auf den Schultern aufliegt und vorne und hinten bis nach unten geht.

In verkleinerter Form ist dieses Skapulier auch hier auf dem Bild zu sehen. Nicht mehr eine große Stoffbahn, die man sich über die Schultern legt, doch aber zwei quadratische Stoffteile, die mit einem Band verbunden sind und die man sich eben dann auch über die Schulter legen konnte, so dass Brust und Rücken davon bedeckt waren.

Liebe Tannheimer, liebe festliche Gemeinde! Noch einmal gefragt: Was ist der Sinn dieses Skapuliers?

Es geht um den Schutz! So wie jedes Kleidungsstück letztlich Schutz bietet. Entweder vor Kälte oder vor Hitze, entweder vor Regen oder vor der Sonne. Wir brauchen die Kleidung, um uns zu schützen. Und wir tragen dann zusätzlich Schürzen, um unsere Kleidung auch vor Dreck zu schützen.

Das Skapulier ist ein Zeichen des Schutzes. Ein Schutzzeichen, das uns erinnern soll, dass wir sind auf die Fürsprache Mariens von Gott begleitet und beschützt sind.

Und Schutz haben wir doch alle nötig. Wie oft fühlen wir uns auch schutzlos? Angefeindet und bedroht: durch Krankheiten, durch die derzeitige unsichere politische und wirtschaftliche Lage, durch die immer noch anhaltende Pandemie. Viele Menschen haben das Gefühl, schutzlos und ausgeliefert zu sein, ich denke vor allem auch an die Menschen, die unter dem Ukraine-Krieg, den explodierenden Kosten, der drohenden Nahrungsmittelknappheit ganz existenziell leiden.

Wie gut täte es diesen Menschen und auch uns allen, wenn wir einfach in all diesen Herausforderungen und Anfechtungen so einen sichtbaren Schutz um uns legen könnten, wie es das Skapulier bildlich darstellt?

Leider geht das nicht so einfach! Was aber schon geht, ist: Sich an Jesus zu halten und ihm zu vertrauen, seinen Willen zu tun und sich seiner Nähe bewusst zu sein. Der er sagt nicht umsonst im heutigen Festtagsevangelium: „Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ Ja, wer so eng mit Jesus verbunden ist, der steht auf der sicheren Seite.

Liebe Tannheimer, liebe Festgemeinde! Trauen wir diesem Wort Jesu! Trauen wir ihm zu, dass mit seiner Hilfe und seinem Beistand alles gut wird. Dass wir auf die Fürbitte seiner Mutter Maria und durch sein Wirken stets den Schutz erfahren, den wir brauchen. Amen.